Das Geschenk

Es war im Sommer 1999. Schon seit einigen Jahren sangen wir jede Woche Bhajans in unserer Bhajan-Gruppe, zu der ca. 15 Leute zählten.

Dann bekamen wir eines Tages einen Anruf von einer Dame aus Basel. Sie hatte Guruji zu sich nach Hause eingeladen und bat uns zu kommen, um mit Ihm zu singen, weil er Bhajans so liebe. Für einen jungen erleuchteten Meister aus Mauritius zu singen und zu spielen, der Bhajans liebte, war genau nach unserem Geschmack und klang nach einem echten Abenteuer. So waren wir überaus glücklich, der Einladung am 4. September zu folgen.

Der Veranstaltungsort war nahe Basel in Dornach in einer wunderschönen und geräumigen alten Villa. Über die ganze Länge des größten Raumes im Erdgeschoss erstreckte sich der Altar mit vielen Murtis und Bildern, die mit Vibhuti, heiliger Asche, bedeckt waren.

Guruji kam, Er war damals erst 21 Jahre alt, Sein Haar reichte Ihm nicht ganz bis auf die Schultern, und Er war ziemlich dünn, fast fragil und sogar ein bisschen schüchtern. Er war ganz in weiß angezogen.

Es war so schön, mit Ihm zu singen und Ihn zu begleiten. Ebenso sang Er auch mit uns die Bhajans, die wir mitgebracht hatten. Ihm in diesen göttlichen Liedern zu begegnen, die Er so liebte und die uns Ihn haben kennenlernen lassen – ich bin so dankbar dafür.

Nach dem Singen war es möglich, ein privates Interview mit Ihm zu haben. Nur hatte niemand Interesse an einem privaten Interview, weil Ihn keiner kannte! Am Ende formten sich etwa drei Gruppen von ungefähr zehn Leuten, die sich mit Ihm in einem Nebenraum trafen. In meiner Gruppe aus Freiburgern spielte einer die Flöte. Es war sehr vergnüglich und kurzweilig und auch aufregend. Guruji zeigte auf den Sessel, in dem Er saß, berührte ihn, ebenso Sein weißes Hemd, den Beistelltisch vor Ihm, und Er sagte: „Dies ist Gott, dies ist Gott, dies ist Gott, wisst ihr, alles, alles ist Gott“.

Wir hatten einen Kreis um Ihn gebildet, als Er auf einmal anfing zu würgen und zu hüsteln und sich ein Handtuch nahm. Ich saß direkt neben Ihm auf dem Boden. Obwohl ich es noch nie gesehen oder erlebt hatte, wusste ich aus Erzählungen, was nun kommen würde. Kurz darauf wurde ein transparenter Lingam mit feiner Maserung geboren. Er hielt ihn hoch und zeigte ihn uns. Dann lehnte Er sich zu Seiner linken Seite hinüber, wo ich saß, und machte Anstalten, mir den Lingam zu geben, zumindest hielt Er Seine Bewegung bei mir an. Ich erstarrte und dachte: „Doch nicht für mich“, da setzte Er auch schon die Armbewegung fort und gab ihn dem Gründer unserer Bhajan-Gruppe.

An diesem Nachmittag materialisierte Er außerdem ganz viel Vibhuti in die Hände der Anwesenden. Jedes Mal wurde Sein Blick dabei wie durchsichtig, und dann ließ Er helles Vibhuti aus Seinen Fingern in die Ihm hingestreckten offenen Handflächen rieseln.

Was für ein lebensverändernder Tag das für mich war, habe ich damals noch nicht erkannt. Nach ungefähr sieben Jahren kam der Lingam zu mir! Er wurde mir geschenkt. Rückblickend verstand ich nun Gurujis Geste, als Er sich damals vor sieben Jahren zu mir hinüberlehnte und dabei war, diesen Lingam zuerst mir zu geben.

In Liebe und Dankbarkeit Hari Padasevaka Dasi

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