Kennst Du Sri Swami Vishwananda?

Im Jahre 2003, bei einem Engelabend, fragte mich die Seminarleiterin wie aus heiterem Himmel: „Kennst du Sri Swami Vishwananda?“ Ziemlich erstaunt antwortete ich, dass ich bereits von diesem spirituellen Meister gehört hätte. Mit einem besonderen Lächeln reichte sie mir ein Foto. Alsbald starrte ich gebannt auf den wunderschönen jungen Inder (wie ich dachte), der mir da mit Seinen glänzenden, schwarzen, zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren entgegenblickte. Er trug ein blaues Poloshirt, das wunderbar zu Seinem dunklen Teint passte. Auf den ersten Blick hätte man hinter dieser jugendlich anmutigen Gestalt keinen großen spirituellen Meister vermutet, wäre da nicht das strahlende, liebevoll wissende, mit reinem Lächeln leuchtende Antlitz gewesen.

Unverwandt in diese besonderen, großen, sanft schimmernden Augen schauend, hatte ich alles rings um mich herum vergessen, und nur noch sehr leise klangen einige Gesprächsfetzen der zwei Frauen an mein Ohr. Meine Aufmerksamkeit wurde stark nach innen gezogen, während ich unverwandt in das, mir mehr und mehr vertrauter werdende, heilige Gesicht schaute.

„Zweifellos ein bildschöner, junger Mann“, dachte ich, wusste aber gleichzeitig, dass die Anziehungskraft nicht daher rührte, sondern von der heiligen, Ehrfurcht gebietenden Präsenz, die von der Person auf dem Bild ausging. Schon als Kind fühlte ich eine starke Affinität zum Göttlichen. Unverwandt weiter die Gestalt auf dem Foto betrachtend, war mein Bewusstsein wieder etwas mehr nach außen gerichtet, denn ich hörte nun deutlich, dass meine Heilpraktikerin ihrer Freundin zuflüsterte: „Der Meister kommt am Ostermontag in den Westerwald, nach Neuwied, und gibt dort Darshan.“ Auf die Frage: „Fährst du zu diesem Darshan?“, kam von ihr prompt die Antwort: „Ich weiß es noch nicht“.

ICH WÜRDE GERNE ZU DIR KOMMEN
 

Nun war ich hellwach, zog das Bild näher zu mir und sagte innerlich in das Foto hinein: „Du kommst am Ostermontag in den Westerwald? Wie gerne würde ich Dich da besuchen, aber eine so lange, unbekannte Strecke traue ich mich ja nicht mit dem Auto zu fahren. Außerdem sind da noch meine Kinder. Wer schaut nach ihnen, wenn ich weg bin? Aber wenn Du nochmal nach Deutschland kommst, würde ich so gerne zu Dir kommen, wenn ich darf.“

Ich gab widerwillig das Bild, welches gefühlt 30 Minuten in meinen Händen gelegen hatte, an die Heilpraktikerin zurück und verabschiedete mich, denn ich spürte, dass ich mit dem soeben Erlebten erst mal alleine sein wollte. Noch drei Tage lang wirkte die Begegnung mit dem Foto von Sri Swami Vishwananda in mir nach. Immer wieder wanderten meine Gedanken zu Ihm.

Nach und nach aber verblasste die Erinnerung, und als die Karwoche kam, war das Erlebnis fast vergessen. Am Karfreitag war ich erstaunlicherweise den ganzen Vormittag über in einer besonders frohen, beinahe feierlichen Stimmung. Ein unerklärliches Gefühl! Am Nachmittag, gegen 15 Uhr, klingelte es an der Haustür. Wer mochte das sein? Etwas zögerlich öffnete ich die Tür. Vor mir stand eine ehemalige Arbeitskollegin. Während sie das Haus betrat, erzählte sie, dass sie auf ihrer Radtour zufällig durch meinen Wohnort gekommen sei. Da sie aber nicht genau wusste, wo meine Wohnung lag, wollte sie schon weiterfahren, bemerkte aber im letzten Moment, dass mein Name auf der Klingel des Hauses geschrieben stand, vor dem sie kurz zuvor ihr Fahrrad abgestellt hatte. Es war schon erstaunlich, was sie da erzählte.

WAS WÜRDE NOCH ALLES GESCHEHEN?
 

Was würde noch alles im Laufe der nächsten Minuten geschehen? Wir hatten zu Dienstzeiten nie über persönliche Dinge gesprochen, und ich wusste nicht, dass meine Kollegin intensiv auf der spirituellen Suche war. Deshalb erstaunte mich sehr, was sie kurze Zeit später sagte, als wir gemütlich bei einer Tasse Kaffee unter dem Buchenbaum im Garten saßen. „Ich fahre am Ostermontag in den Westerwald“, verkündete sie unvermittelt und schaute mich ganz intensiv an. Sprachlos starrte ich sie an und fragte dann ganz leise: „Fährst Du zum Darshan von Sri Swami Vishwananda?“ Sie nickte lebhaft mit dem Kopf und fragte: „Willst Du mit?“ Und ob ich wollte! „Dann melde Dich doch gleich nachher telefonisch an“, sagte sie beim Abschied. Das klappte problemlos, und eine liebe Tante von mir sagte zu, sich während meiner Abwesenheit um meine Kinder kümmern. Wieder hatte der göttliche Meister für alles gesorgt.

Glücklich sprach ich ein Dankgebet. Am Ostermontag fuhren wir am frühen Nachmittag in den Westerwald und erreichten rechtzeitig unseren Zielort, das Seminarhaus Grube Luise bei Neuwied. Als wir nach unserer Anmeldung den Raum betraten, wo der Darshan stattfinden sollte, wurde es mir, trotz freudiger Erwartung, etwas mulmig zumute. Meditationskissen waren auf dem Boden ausgebreitet, und auf der Bühne, die als Altar hergerichtet war, standen indische Heiligenfiguren. Damals kannte ich den Begriff Murti noch nicht. Plötzlich fiel mein Blick auf eine Christusstatue. „Hier kann ich nicht falsch sein“, schoss es mir durch den Kopf.

Kaum hatte ich mich auf einem Kissen niedergelassen, mit gutem Blick auf den Altar, setzte sich eine Dame vor mich, die mit ihrer Größe und Breite den Blick nach vorne total versperrte. Da der Saal sich inzwischen schon gefüllt hatte, gab es auch keine Möglichkeit mehr für einen Platzwechsel.

Zunächst war da ein leichtes Gefühl von Enttäuschung, aber dann kam rasch der Gedanke: „Nun kann ich den Meister zwar nicht sehen, aber wenn Er der große Heilige ist, für den ich Ihn halte, werde ich es auf jeden Fall fühlen!“ Was zwei Minuten später geschah, war absolut ungewöhnlich und ließ mich erstaunt erahnen, was noch so alles an göttlichen Zeichen geschehen könnte. Die Dame vor mir packte ganz spontan und in Windeseile alle ihre Sachen zusammen und verschwand. Der Platz blieb den ganzen weiteren Abend unbesetzt, sodass die Sicht auf die Bühne ganz frei war.  Welch‘ ein Segen!

EINE HEILIGE AURA
 

Es war offensichtlich, dass dieser Meister, den wir nun alle so gespannt erwarteten, alles durch Seine Gnade so gefügt hatte. Als Er auf der Bühne stand und einen Vortrag über die Konstellation der Planeten und ihre Wirkung auf uns Menschen hielt, schoss mir die Frage durch den Kopf, wie denn wohl die Aura eines solchen Heiligen aussehen mochte. Da ich nicht feinstofflich sehen kann, hatte ich keine Vorstellung davon. Aber weil Paramahamsa Sri Vishwananda alle Gedanken lesen kann, folgte die Antwort sogleich. Um den Körper des Meisters formte sich urplötzlich ein breites Band strahlend goldenen Lichtes. Ich war überwältigt. Es sah so wunderschön aus. Verstohlen schaute ich mich um, ob wohl noch jemand diese Lichtaura wahrgenommen hatte, aber man konnte nichts dergleichen in den Gesichtern der Menschen ringsherum erkennen.

Nach dem Vortrag sprach der junge Heilige mit uns allen gemeinsam ein Heilgebet auf Englisch, was ich auch halbwegs verstand. Trotzdem dachte ich, wie schön es sein müsste, den deutschen Text zu kennen. Da hörte ich es in mir sagen: „In deinem Bücherschrank zuhause findest du das Buch ,Religion als Wissenschaft‘, von Paramahamsa Yogananda. Da steht das Gebet drin.“ Zuhause fand ich das Gebet. So viele Zeichen an einem Tag! Welches Wunder geschah mir da.

UM GOTT WAHRZUNEHMEN, MUSST DU NUR DEIN HERZ ÖFFFNEN
 

Ich konnte es nicht fassen, und auf einmal war in mir der brennende Wunsch, zu wissen, wie ich es anstellen könnte, diese Kommunikation mit dem Göttlichen auch im Alltag zu erleben. Die Antwort war: „Um Gott wahrzunehmen, musst du nur dein Herz öffnen.“ Diese Wahrheit traf mich tief. Bald darauf kam der Darshan, und als ich vor dem Meister kniete und den Segen bekam, hatte ich das Gefühl von jetzt an für immer bei Ihm sitzen zu wollen. Nur sehr schwer konnte ich wieder an meinen Platz zurückkehren.

Zum Abschluss des Abends kündigte Sri Swami Vishwananda ein Bhajan-Singen an. Etwas traurig dachte ich: „Ich würde gerne mitsingen, aber das einzige Lied, das ich kenne ist: „Oh my cloud coloured Christ come“ von Paramahamsa Yogananda.

Wir sangen genau dieses Lied als erstes.

Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, all das erleben zu dürfen. Hier war mir Gott in Menschengestalt erschienen. Das stand fest. Diese Erfahrung beeindruckte mich zutiefst. Sie ist unauslöschlich in meinem Herzen. Trotzdem verstand ich für viele Jahre nicht, dass Paramahamsa Sri Swami Vishwananda mein Gurudeva ist. Erst an Silvester 2012, bei einem Satsang Gurujis im Tempel, kam die Erkenntnis: „Jetzt bist du endlich da angekommen, wo du hingehörst und hier willst du nie mehr weg.“ Seitdem gehe ich den Bhakti Marga-Weg und bin Gurudeva zutiefst dankbar, dass Er mich zu sich gerufen und mich bisher mit so viel Geduld und Liebe geführt hat.

Tara (Carla Gieshoff-Antwerpen)

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