Es ist die Wahrheit

E s geschah zwischen den Jahren 2011 und 2012. Im November 2011 lernte ich eine Frau kennen, mit der ich mich sofort gut verstand, und wir verbrachten immer öfter Zeit miteinander. Sie erzählte mir, dass sie mit einem indischen Meister befreundet sei, der für ein paar Jahre im Nachbarort gelebt hätte. Da ich meine neue Freundin nicht vor den Kopf stoßen wollte, stimmte ich zu, ihren heiligen Freund und Guru in seinem Zentrum zu besuchen.

Ich war gerne bereit, neue Erfahrungen zu machen, war neugierig und wissbegierig. In meiner Familie war ich damit nicht gern gesehen, stets fürchtete man, ich würde in eine Sekte, oder noch schlimmer, an einen Guru geraten. Überall sahen meine Eltern Gefahren und Unheil, sodass ich mir schon in jungen Jahren angewöhnt hatte, wichtige oder interessante Dinge verschwiegen zu tun. Dennoch nahmen meine Eltern Einfluss auf meine Geisteshaltung. Ich war davon überzeugt, dass man im Leben keinen Guru brauchte, um frei zu sein und war einem Meister gegenüber grundsätzlich sehr skeptisch. Mein Alarmsystem im Kopf lief also auch am Ende des Jahres 2011 auf Hochtouren.

Wir fuhren gemeinsam mit ein paar neuen Freunden mit dem Auto nach Springen. Es war bereits Abend, als wir in den Vorraum der Darshan-Halle kamen, wo wir uns an den Schuhregalen die Winterstiefel auszogen. Plötzlich sagte meine Freundin: „Schau, da ist Er!“

Ich blickte hoch und sah in ungefähr fünf Metern Entfernung, vor der Tür zur Halle, einen Mann im langen Gewand stehen. Er stand zu einer älteren Frau gerichtet, die dort offensichtlich auf Ihn gewartet hatte. Seinen rechten Arm hatte Er gehoben und mein erster Blick fiel auf Seine Hand, mit der Er kreisende Bewegungen machte, während ein weißes Pulver aus Seiner Hand in die geöffneten Hände der Frau rieselte. Dann machte Er ein paar schwungvollere Drehbewegungen mit der Hand, von der ich meinen Blick nicht wenden konnte, und hielt der Frau einen kleinen glitzernden Gegenstand hin, den sie offensichtlich dankbar und ehrfürchtig entgegennahm.

Er hat ihr einen Ring materialisiert.

„Oh“, sagte meine Freundin, „Er hat ihr einen Ring materialisiert.“ Meine Freundin besaß auch materialisierte Gegenstände, aber ich kann mich nicht erinnern, ob sie erst danach oder bereits davor darüber gesprochen hatte, dass Paramahamsa Vishwananda Dinge materialisieren kann. An Seinen Darshan an diesem Abend kann ich mich nicht erinnern, nur an diese Hand. Sie war das Erste, was ich von Ihm sah. Im Übrigen hat meine Freundin mich an dem Abend zu der älteren Dame geführt, die den Ring materialisiert bekommen hatte, sodass ich diesen ganz aus der Nähe betrachten konnte, ja auch berühren durfte, bevor wir wieder fuhren.

Zwei Tage später fuhren wir in der gleichen Gruppe erneut nach Springen, diesmal bereits mittags. Wir standen in der Eingangshalle, da kam Paramahamsa Vishwananda und ging durch die Halle direkt auf unsere Gruppe zu. Links von mir stand meine Freundin und rechts von mir ein Freund, der gerne und begeistert nach Springen kam. Als der Meister auf uns zukam, warf sich mein Freund plötzlich mit dem ganzen Körper langgestreckt direkt neben mir auf den Boden und machte vor Paramahamsa Vishwananda eine totale Niederwerfung. Ich war überrascht und irritiert.

Als er sich wieder aufrichtete und neben mir stand, war Paramahamsa Vishwananda nur noch einen Meter von uns entfernt. Er begann wieder seine rechte Hand kreisen zu lassen und materialisierte einen Ring, den Er meinem Freund überreichte, während ich, genau vor Ihm stehend, alles aus nächster Nähe geschehen sah. Und in diesem Moment dachte ich nur, das ist jetzt echt, es fühlt sich wahr an, das ist keine Täuschung. Es ist weder unangenehm noch unheimlich, sondern friedvoll und natürlich. Er sprach dann auch mit meiner Freundin und begrüßte sie herzlich.

Als ich meinem besten Freund davon erzählte, sagte dieser, es sei ein Zaubertrick gewesen, Er hätte den Ring aus dem Ärmel geschüttelt, während wir abgelenkt gewesen sein mussten. So etwas gäbe es nicht. Entschieden lehnte ich seine Argumentation ab: „Das kann ich dir nicht besser erklären, ich fühle ganz tief in mir drin, dass es die Wahrheit ist.“

Das Gefühl, der Wahrheit begegnet zu sein

Dieses Gefühl, der Wahrheit begegnet zu sein, war so stark, dass ich immer wieder nach Springen reiste, um Darshan von Guruji zu empfangen und Atma Kriya Yoga zu lernen. Dennoch behielt ich meine kritische Wachsamkeit, jede Bewegung, jedes Wort, alles wurde registriert und genau analysiert. Ich lauerte geradezu darauf, irgendwo bei diesem Meister einen Fehler zu finden.

Es war bei weitem keine erste Begegnung mit offenem Herzen, kein spontanes Erkennen, kein spürbarer Jubel der Seele in mir. Gefühlt wie mit dem Hammer vor den Kopf, trat Er in meinem Leben. Und dabei hatte Er sowieso schon gewonnen, ich hätte nicht mehr weglaufen können, wollte ich doch immer mehr und mehr erfahren und lernen. Es gab so viel Neues und Interessantes für mich rund um Ihn und Bhakti Marga. Wollte mein Kopf sagen, die Materialisation der Ringe sei eine Täuschung gewesen, so sprach mein Herz im gleichen Moment von Wahrheit.

Paramahamsa Vishwananda konnte mich einfach nicht betrogen haben. Aus meinem Inneren sprach eine starke Gewissheit, die ich so entschieden in meinem Leben noch nicht erlebt hatte. Diese Gewissheit war wie ein Elixier für mich, ein Gefühl, dem ich einfach vertrauen musste, nicht anders konnte. Ich hatte die Wahrheit gekostet. Er hatte mir ein kurzes Gefühl der absoluten Echtheit geschenkt. Vor mir stand der Meister, der Dinge tat, die meine Augen und mein Denken nicht erfassen konnten, mit denen mein Innerstes aber in höchstem Maße friedvoll und einverstanden war.

Trotz intensiver Suche habe ich bis heute einen Fehler an Ihm nicht finden können, dafür hat Guruji mir gezeigt, wie ich meine Fehler überwinden lerne, wie ich geduldig mit meinem analytischen Verstand sein darf, damit er gezähmt im Handgepäck auf diese besondere spirituelle Reise mitgehen darf. Die Reise zur inneren Wahrheit – die Reise, in der mir mein Guru und Meister in seiner unendlichen Geduld und Liebe den Weg bereitet und alle Freude ist.

Kalyanishwari

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