07 Feb Wenn der Schüler bereit ist
Mein spiritueller Weg führte mich vom Katholizismus über Energetik und Schamanismus hin zum Yoga. Um mir ein zusätzliches berufliches Standbein zu schaffen, begann ich mit einer Yoga-Lehrerausbildung. Ursprünglich praktizierte ich Yoga aus rein gesundheitlichen Motiven beziehungsweise aufgrund des Wohlfühlfaktors.
Das änderte sich, als ich die Fülle der Lehre und die Bedeutung der Philosophie im Alltag erkannte. Eines Tages entdeckte ich in meinen Ausbildungsunterlagen die Empfehlung, dass man sich vor der Yoga-Praxis immer mit seinem Guru verbinden sollte. Daraufhin begann ich darüber nachzudenken, wer mein Guru sein könnte, ich konnte zu diesem Zeitpunkt jedoch noch keine Antwort darauf finden.
Wenige Wochen später kam ich durch ein Bhajan-Singen, das bei einem Freund zuhause stattfand, zum ersten Mal in Kontakt mit Bhakti Marga; Ich kannte Kirtan aus der Yoga-Lehrerausbildung. Meine Begeisterung für diese Musik war also bereits entflammt. Beim Bhajan-Singen erfuhr ich, dass es ein wöchentliches Angebot gibt.
Ich wurde süchtig
Ohne zu zögern nahm ich von da an regelmäßig am Bhajan-Singen teil. Nie zuvor hatte ich solch einen inneren Frieden verspürt, wie während des Bhajan-Singens. Die darauffolgenden Tage schwebten mir statt der üblichen Gedanken die Bhajans durch den Kopf. Es fühlte sich an, als wäre ich süchtig! Mit dem großen Unterschied, dass mit meiner Sucht glücklicherweise kein Leid verbunden war.
An einem dieser Abende erfuhr ich von dem bevorstehenden Besuch Swami Aniruddhas in Salzburg, der einen Vortrag mit dem Titel „Leben mit einem erleuchteten Meister“ halten würde. Ich wusste sofort, dass ich hingehen wollte. Der Vortrag sowie das Video über Bhakti Marga rührten mich zu Tränen, und die Ausstrahlung des Vortragenden beeindruckte mich zutiefst. Ich spürte eine große Sehnsucht in mir. Diese Sehnsucht unterschied sich jedoch gänzlich von jeglichem bisherigen Sehnen in meinem Leben. Swami Aniruddha bemerkte meine Begeisterung offensichtlich, richtete seinen Blick auf mich und sprach reimend: „Wenn der Schüler bereit, der Lehrer nicht weit.“
Am nächsten Tag fand der „Essential-Kurs“ statt, in dem die Grundlagen von Bhakti Marga erklärt wurden. Noch nie zuvor konnte ich einem Vortrag mit derart ausdauernder Aufmerksamkeit lauschen. Ich sog die Informationen auf wie ein Schwamm. Am darauffolgenden Wochenende fuhr ich bereits zu meinem ersten Darshan.
Ein Wiedersehen
Die erste Begegnung mit Paramahamsa Vishwananda werde ich nie vergessen. Ich spürte Seine Präsenz, noch bevor Er die Darshan-Halle betrat. Die Menschen auf der anderen Seite des Ganges hatten sich zu Seiner Begrüßung bereits hingekniet. Als ich Ihn schließlich sehen konnte, war es, als ob Er mich an jemanden erinnerte. Gleichzeitig begann mein Herz wie wild zu schlagen.
Die darauffolgenden Minuten verbrachte ich damit, krampfhaft zu überlegen, an wen Er mich erinnerte. Doch ich konnte keine Antwort finden. So beschloss ich, es gut sein zu lassen und begann, das Event zu genießen. Und da kam in mir erneut die Sehnsucht auf, die ich bereits bei Swami Aniruddhas Vortrag verspürt hatte, sodass die Tränen flossen. Im Nachhinein wurde mir klar, dass es meine Seele gewesen war, die sich an Ihn erinnerte.
Mein Zuhause
Nach dem Darshan entwickelten sich in mir starke Widerstände, Ängste und Zweifel. Inmitten dieses Prozesses fand der Abschluss meiner Yoga-Lehrerausbildung statt. Vor der Abschlusszeremonie hielt eine Kollegin als praktische Prüfung eine Yoga-Stunde über das Thema der Chakren. Die Chakren empfand ich bis zu diesem Zeitpunkt als sehr abstrakt und ihre Existenz als nicht spürbar. Doch während dieser Yoga-Stunde konnte ich die Chakren in meinem Körper erstmals deutlich wahrnehmen. Danach begann mein Körper verrückt zu spielen, mir war richtig elend zumute.
Für die Zertifikatsverleihung formten wir, die angehenden Yoga-Lehrer und -Lehrerinnen, zusammen mit der Ausbilderin einen Kreis. Dieser Kreis schloss einen Altar ein, auf dem sich u. a. ein Bild von Mahavatar Babaji befand. Dieses Bild hatte uns durch die gesamte Ausbildungszeit begleitet, denn meine Lehrerin praktizierte Kriya Yoga.
Im Hintergrund liefen verschiedene Mantren. Als die Zeremonie der Zertifikatsverleihung begann, kamen mir sofort die Tränen. Außerdem spürte ich, wie von meinem Becken Energie aufstieg, die in meinem Hals stecken blieb. Ich wusste nicht, was da vorging, so etwas hatte ich noch nie erlebt! Als ich an der Reihe war, setzte ich mich vor die Ausbilderin, um mein Zertifikat sowie meine Mala entgegen zu nehmen. Da bemerkte ich, dass gerade das Mantra „Om Namo Narayanaya“ lief und ich realisierte, gleichzeitig lachend und weinend, dass Bhakti Marga mein Zuhause ist.
Tripurasundari Dasi