Direktion: Herz! Der Weg zum Satguru

Alles begann in den Jahren 2010 und 2011. Mein Papa nahm mich damals mit zu „Amma“, die weltweit Darshan in Form mütterlicher Umarmungen gibt. Die „indische und sehr spirituelle Atmosphäre“ dort war anfangs zwar etwas speziell für mich, doch nicht wirklich fremd. Nach der ersten „liebevollen göttlichen Umarmung“ gingen wir beinahe jedes Jahr zu einem Darshan, wenn Amma im Herbst, im Rahmen ihrer Welttourneen, nach Deutschland kam.

Ich konnte mich dem Ganzen im Laufe der Zeit immer mehr öffnen und bemerkte auch, dass sich mein Leben, mein Streben im Leben, meine Interessen veränderten und ich begann, mich mehr und mehr für Spiritualität zu interessieren. Jedoch hatte ich nie das Gefühl, dass Amma mein Satguru sei. Damals wusste ich natürlich auch noch nicht, dass sich meine Seele nach der Begegnung mit meinem Satguru sehnte und diese noch bevorstehen sollte. Denn dafür war die Zeit noch nicht reif, weitere Vorbereitungen für dieses Treffen standen noch bevor. Die erste davon war jedenfalls Amma, die tief in mir eine Sehnsucht weckte: den Durst nach dem Göttlichen.

Langsam kam alles ins Rollen. Mein Interesse für Spiritualität, das Mysterium des Lebens, das Göttliche war geweckt. Wie an einem Zaubertrank getrunken, wurde meine Suche immer intensiver, wurde mein Verlangen nach spirituellem Wissen immer größer. Ich las Bücher über Bücher, hörte Bhajans, surfte in den Welten der Internet-Bibliothek. Und trotzdem war ich noch im Teenager- bzw. jungen Erwachsenenalter, sodass ein Teil in mir noch Erfahrungen in der Welt, im Außen, sammeln wollte.

Schönes Haus mit Meerblick

Nach meinem Abitur wollte ich so weit wie nur möglich weg von meinem bekannten Umfeld, und so landete ich in Neuseeland, als Au-pair in einer Familie, in der ich mich jedoch nicht sehr wohlfühlte. Im Vorhinein schien alles perfekt – schönes Haus mit Meerblick, Karriere, Baby und Hund. Doch das Wichtigste fehlte: die Liebe! Plötzlich war ich erfüllt von tiefer Dankbarkeit für das zwar nicht ganz so luxuriöses Zuhause, in dem ich aufgewachsen war; ein Zuhause aber, was von Wärme und Liebe durchdrungen war, Nahrung für die Seele. So bekam ich schon vor der Begegnung mit Guruji meine erste Lektion von Ihm: Einzig die Liebe zählt!

Da mir also in Neuseeland diese Seelen-Nahrung fehlte und ich nach Wärme, nach einem liebevollen familiären Umfeld, suchte, wurde ich schon nach wenigen Wochen in die Arme von Krishna-Devotees geführt, die auf den Straßen von Wellington Kirtan-Abende in ihrer „Bhakti Lounge“ (so hieß das Zentrum dort) beworben. Mein Interesse war geweckt, und so ging ich bald darauf zu einem dieser Abende. Ich war von der Musik, den Satsangs und dem wahnsinnig leckeren Prasad begeistert, vor allem aber von der Liebe und Freude, die die Devotees ausstrahlten. Kirtan bzw. indische Bhajans kannte ich bereits von Amma, aber auch – spontan kam die Erinnerung wieder – von Mamas früherem Partner, der ebenfalls Krishna-Devotee gewesen war und auf meinen Wunsch hin auf Autoreisen das Maha-Mantra rauf und runter laufen ließ. Ich war damals drei Jahre alt. Schon damals wollte ich wieder und wieder dieses Mantra hören.

So fühlte sich die ganze Atmosphäre im Zentrum aus verschiedenen Gründen sehr familiär an und verströmte diese Wärme, nach der ich mich gesehnt hatte. Ich war sehr oft in der „Bhakti Lounge“, in der zu der Zeit verrückterweise auch – wie ich später erfuhr – eine Devotee von Guruji war. Sie erzählte mir, dass sie über ein Jahr dort gelebt hatte. Wir beide sollten uns Jahre später, ohne damals in Wellington ein Wort gewechselt zu haben, in Shree Peetha Nilaya wiedersehen und darüber staunen, dass wir beide zur selben Zeit dort gewesen waren, Bhakti uns schon damals angezogen hatte und später unser gelebter Weg (Bhakti Marga) werden sollte. Die Devotees in der „Bhakti Lounge“ wurden schnell zu meiner Familie. Wir sangen die göttlichen Namen, tanzten voller Freude, und ich erwarb meine erste Mala, mit der ich das Maha-Mantra rezitierte, also mit Japa begann.

Eine junge Devotee erzählte mir außerdem von der Bhagavad Gītā, und mein Durst nach den Weisheiten der Gītā war nahezu unstillbar. Ich hatte Fragen über Fragen. Und doch wusste ich, nach dem anfänglichen Gefühl, dort auch durchaus leben zu können, dass mein Weg weiter gehen sollte. Auch meine Eltern ermutigten mich per Videogespräch, offen zu bleiben für das, was noch komme.

Recht sollten sie haben.

Zurück in Deutschland

Die Zeit mit den Devotees in der „Bhakti Lounge“ war zwar wunderschön, aber eben nur eine Phase, ein weiteres Instrument von Guruji, um mich bereit zu machen, Ihm zu begegnen. Nach einem Jahr im Ausland war ich zurück in Deutschland und begann wieder Kurse im Hatha Yoga zu besuchen. Ich nahm Unterricht bei einem indischen Lehrer, der unserer Gruppe irgendwann von einem außergewöhnlichen, göttlichen Guru erzählte. Dieser habe ihn in Indien nur „gestreift“, doch allein das habe ihn so berührt.

Nach seinem Indienaufenthalt erzählte mein Yoga-Lehrer uns aufgeregt von dieser schönen Begegnung. Er fand keine Worte, sie zu beschreiben, doch wir alle konnten das besondere, vielsagende Strahlen in seinen Augen nicht übersehen. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, dass man so eine göttliche Liebe noch irgendwo anders – neben Amma – erfahren konnte, und ich fand seine Erzählungen zwar spannend, hatte aber nicht direkt das Bedürfnis diesen Guru aufzusuchen. Doch der Meister ruft lauter, wenn es soweit ist, und so entschied Er wohl, dass die Zeit reif war.

Ein verlockendes Angebot

Ein paar Monate später teilte mein Yoga-Lehrer den Link zu einer Anmeldung für den „Summer Sangha“ von Bhakti Marga auf Facebook. Es war der erste „Summer Sangha“, und er wurde damals kostenlos angeboten, um jungen spirituell Interessierten eine Woche im Ashram anzubieten. Eine Woche dürfe man in Shree Peetha Nilaya leben und in die Welt des Bhakti Yoga eintauchen. Ich sah den Post und dachte mir: „Ach wie schön! Eine Woche kostenlos Yoga machen und meditieren… Das klingt sehr gut!“ Spontan, ohne groß zu überlegen, meldete ich mich an. Was hatte ich zu verlieren? Die Zeit war passend, es waren Sommerferien und Geld spielte dank des großzügigen Angebots keine Rolle. Was ich nicht wissen konnte und auch gar nicht in Erwägung gezogen hatte: Guruji sollte die ganze Woche vor Ort sein! Doch da ich sowieso nicht nach einem Guru suchte, zumindest nicht bewusst, war ich gar nicht unbedingt darauf aus, Ihm zu begegnen. Das Angebot der Woche klang einfach ansprechend.

Das Ganze ein kleines bisschen zurückgespult: Kurz vor meiner Anmeldung für die „Summer Sangha“ ging ich zu einem Vortrag über „Transzendentale Meditation (TM)“ in Freiburg. Wir waren eine kleine Gruppe und verstanden uns ganz gut. Besonders ein junger Mann war mir sehr sympathisch. Wir entschieden, diesen schönen Abend nach dem interessanten Vortrag noch bei ihm zuhause mit einem Tee ausklingen zu lassen. Matthias (später Nirankardas) und ich hatten viele gemeinsame Interessen, und wir sprachen unter anderem über Amma und seine Indienreise, bei der er Paramahamsa Vishwananda kennengelernt hatte. Als er den Namen nannte, sagte ich ihm, dass mein Yoga-Lehrer Ihn auch kenne und mir witziger Weise schon von Ihm erzählt habe. Am Ende des Abends tauschten Matthias und ich Nummern aus, um das spannende Gespräch bald fortsetzen zu können.

Wir telefonierten ein, zwei Wochen später, um ein Treffen zu vereinbaren, doch rückte die „Summer Sangha“ in unmittelbare Nähe, und ich sagte ihm, dass ich bald wegfahren würde. Er sagte, er würde auch bald wegfahren, in die Nähe von Wiesbaden. „Ach lustig, wohin fährst du denn genau?“, fragte ich. „Zu meinen Eltern und dann zu einer Woche ‚Summer Sangha‘ im Ashram von dem Guru, den dein Yoga-Lehrer auch kennt“, antwortete er.

Ich war ganz aus dem Häuschen, zumal ich an dem Abend des Vortrags über TM, als wir uns kennenlernten, mitunter davon sprach, dass es manchmal so Phasen im Leben gebe, „da fühle sich alles so fließend an.“ Alles fließe perfekt ineinander über, wie geführt. Voller Unfassbarkeit erzählte ich Matthias, dass ich auch zu der Woche angemeldet sei. Und so traf ich meinen ersten Freund auf diesem spirituellen Weg, der schließlich auch zum ersten Mal mit mir nach Shree Peetha Nilaya fuhr.

Ganz wackelig auf den Beinen

Die Fahrt auf sonnigen Landstraßen war aufregend, und als ich – endlich angekommen – den Ashram betrat und in die Lobby ging, war ich ganz wackelig auf den Beinen. Fast in einer Art Trance beobachtete ich die Devotees und den Zauber, der sie umgab. Mein Kopf funktionierte gerade noch so für das Organisatorische (Einchecken etc.), doch ich spürte schon, dass dieser Ort in eine spezielle Schwingung getaucht war, was bei mir das normale Denken erschwerte. Schnell fühlte ich mich mit den anderen jungen, angereisten Suchenden aus aller Welt verbunden, und voller Freude und Aufregung gingen wir zum „Welcome Meeting“, wo uns das Programm der Woche erklärt wurde. Wir erfuhren, dass Guruji da sein und uns später im Zelt begrüßen würde.

Die Zeit für DEN großen Augenblick war gekommen. Alle im Zelt versammelt sangen und tanzten wir zu Gurujis Willkommens-Bhajan, und als ich die Strophen hörte, „Narayana, Narayana, Jaya Govinda Hare…“, spürte ich, dass gleich etwas ganz Besonderes passieren würde. Die Luft knisterte, und die Aufregung schien ins Unermessliche zu steigen. Wir schauten alle Richtung Eingang und… Da war Er, in voller Pracht, in all Seiner Schönheit schritt Er mit gezielten, starken und zugleich anmutigen, fast über dem Boden schwebenden Schritten nach vorne, den Gang entlang. Der Augenblick, als Er das Zelt betrat, ergriff mein ganzes Wesen, und mit jedem Seiner näherkommenden Schritte bekam ich mehr und mehr Gänsehaut. Tränen liefen über meine Wangen. „Sowas“ hatte ich noch nie zuvor gesehen! Voller Liebe, Sanftmut und Humor hieß Er uns willkommen, und es fühlte sich an, als ob das ganze Universum, das ganze Leben, uns begrüßte, uns umarmte.

Fortan war jeder Tag in Shree Peetha Nilaya erfüllt von so viel Segen, Liebe und wunderbarem Sangha, dass wir alle tiefer und tiefer eintauchen konnten in Bhakti Yoga, einen Weg, der für die meisten Teilnehmer dieser Woche nicht nur ein Lebensabschnitt, sondern DER spirituelle Weg werden würde. Viele Male tauchte Guruji während der Woche auf, mal geplant, mal weniger geplant. Und immer wieder sprudelte, in dem Moment, in dem ich Ihn erblickte, die Freude aus mir heraus wie bei Seinem allerersten Anblick, und Tränen schwappten aus der Tiefe meines Herzens an die Oberfläche. Mein Kopf wusste gar nicht, was mit mir geschah und warum ich solch starke Empfindungen hatte.

Noch nie hab ich mein Herz so stark gespürt

Im Programm der Woche war es zwar nicht vorgesehen, aber durch Gurujis unermesslichen Segen wurde spontan ein privater Darshan nur für unsere Gruppe arrangiert. Damals wusste ich noch gar nicht, WIE groß dieser Segen war! Wir bereiteten Fragen an Guruji und Musik für den Darshan vor. Und als der Tag gekommen war, gab uns Gurudeva so viel Zeit wie nötig, Ihm all unsere brennenden Fragen zu stellen. Wir versammelten uns um Ihn wie Vogelbabys um die Vogel-Mutter. Und wie ein Papa, eine Mama, ein Bruder oder ein Freund beantwortete Guruji geduldig die Fragen unseres wissbegierigen Verstandes. Unter anderem gab Er uns das Versprechen, dass wir Ihn nur drei Mal rufen brauchten, damit Er da sein werde, egal wo wir uns befinden. Nach vielen rührenden Worten, die uns wie Honig in die Seele tropften, begann der Darshan. Irgendwann reihte ich mich ein. Noch nie hatte ich mein Herz so stark pochen gefühlt! Es sprang mir förmlich aus der Brust, und wie ein Magnet wurde es in Seine Richtung gezogen. Es wollte nur zu Ihm.

Die Zeit in der Schlange schien unendlich lang, und als ich endlich an der Reihe war, schmolz ich in Seinen Augen dahin. „Er kennt mich, ich kenne Ihn“, war mein Gefühl währenddessen. Alles war so vertraut…

Mit einer Restfunktion meines beinahe brachliegenden Verstandes fragte ich Ihn noch nach dem Grund meiner damaligen körperlichen Beschwerden. Die Antwort bewies einmal mehr, dass Er mich kannte, und zwar bis in die Tiefen meiner Seele. Als wir uns dann langsam voneinander lösten, hielt Er noch meine Hand und lächelte als Antwort auf meine zweite Frage liebevoll, allwissend…

Als ich mich schließlich vor ihm niederkniete und meinen Kopf zu Seinen Füßen beugte, brach es aus mir heraus. Tränen über Tränen der Wiedersehensfreude, der Ergriffenheit, des Erinnerns, der Dankbarkeit und der Liebe flossen und flossen. Dieser Fluss aus der Quelle vermittelte mir mit ungeheurer Klarheit: „Du bist zuhause angekommen, bei deinem Satguru.“

Diese Freude der Wiedervereinigung wird für immer in mir sein, behütet wie das kostbarste Geschenk. Doch wie der Versuch, jemandem, der von Geburt an blind ist, Farben zu beschreiben oder jemandem, der noch nie Honig probiert hat, diesen Geschmack näher zu bringen, sind diese Empfindungen, diese Gefühle, diese innere Klarheit, dieses tiefe innere Wissen nicht in Worte zu fassen. Die Beschreibung meiner Schritt-für-Schritt perfekt geplanten, geführten Vorbereitung auf das Wiedersehen mit Guruji kann also nur Inspiration sein, sich auf eine ganz eigene Erfahrung mit Ihm einzulassen.

Die Begegnung mit Gurudev hat mein Leben komplett verändert

Ich kann abschließend, beinahe vier Jahre nach dem ersten Darshan, sagen, dass diese Begegnung mit Ihm mein Leben komplett verändert hat und ich noch nie so erfüllt und glücklich war. Natürlich gibt es auf diesem Weg Hochs und Tiefs, und mit einem Satguru kann es – wie viele wissen – oft sehr turbulent und intensiv werden, doch ich habe tiefes Vertrauen, dass alles, was in meinem Leben passiert, Seinen Sinn hat, und dass Sein Segen darin verborgen liegt. Wenn wir darauf vertrauen, dass alles nur zu unserem Besten ist und wir an jeder Erfahrung wachsen dürfen, dann wird Er uns fließend durchs Leben führen, uns den Weg leuchten, den Er bereits kennt. Wir müssen Ihm nur vertrauen, unsere Bereitschaft zur Veränderung zeigen und die Fahrt mit Ihm genießen, Ihm das Steuer überlassen.

Seit unserer Begegnung kreisten meine Gedanken ständig um Ihn, und es war glasklar, dass Er gekommen war, um mir, um uns, den Weg vom Kopf zum Herzen, dem Ort der göttlichen Liebe, zu weisen; in ewiger Dankbarkeit für den Segen, den ich bisher erfahren durfte und stetig erfahre und welchen hoffentlich noch viele Menschen empfangen dürfen.

Niemand sagt, dass die Reise einfach ist, aber sie ist es wert. Denn die Seele will ihre eigentliche Sehnsucht stillen, dem Göttlichen dienen und die individuelle, einzigartige Beziehung mit Guruji, mit dem Göttlichen leben und LIEBEN.

Danke Gurudeva, dass du unser göttlicher Kapitän bist auf dem Ozean der Maya, Direktion: Herz!

 

Loganayaki Dasi

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